Tui Shou – wörtlich „schiebende Hände“ – wird in Deutschland meist mit dem englischen Begriff „Push Hands“ oder auch als „klebende Hände“ bezeichnet. Es handelt sich um die Anwendung von Techniken und Prinzipien, die sich auch in den Tai Chi-Formen finden.
Während die unterschiedlichen Solo-Formen des Tai Chi mehr den Gesundheitsaspekt betonen, steht beim Tui Shou eher der Kampfaspekt im Vordergrund. In Partnerübungen werden zunächst vorgegebene Bewegungsabläufe im Stehen praktiziert und später immer freier geübt. So lernen die Partner, wie man sich verteidigt und selbst angreift. Es geht indes nicht um rohe Kraft oder Gewalt, und auch nicht darum, einen Kampf zu gewinnen. Vielmehr lernen die Partner, sich unter Einhaltung der inneren und äußeren Prinzipien des Tai Chi gemeinsam als Einheit zu bewegen.
Beim Tui Shou wird stärker noch als in den Tai Chi-Formen Yin und Yang erfahrbar. Durch den ständigen Kontakt der „klebenden Hände“ wird mit einiger Übung ein Agieren und Reagieren möglich, ein Einwirken und Nachgeben, wobei diese Aktionen immer zusammenhängen. Nachgeben z. B. ist kein Zeichen von Schwäche, sondern erfolgt, um einen Angriff abzuwehren. Es kommt beim Tui Shou weniger auf die Muskelkraft an als vielmehr auf das aufmerksame „Kleben“ am Partner und das Erspüren seiner Energie, um bei einer Schwäche seines Qi sofort agieren zu können.
Tui Shou ist besonders für junge Leute interessant, für Männer wie Frauen gleichermaßen. Es eignet sich insbesondere für fortgeschrittene Tai Chi-Übende, die bereits eine Form erlernt haben und Tai Chi als Kampfkunst kennenlernen möchten.